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Als du am Sonntag, den 29.03.1472 deine Augen aufschlägst, überkommt dich ein wohliges Gefühl. Woher nur?
Du richtest dich verwundert in deinem Ehebett auf: lange schläfst du noch nicht hier, deine Hochzeit fand erst vor wenigen Wochen statt.
Durch das Fenster trifft ein Sonnenstrahl dein Gesicht. Die Wärme genießend schließt du deine Augen, nimmst einen tiefen Atemzug, drehst deinen Kopf leicht nach links und atmest aus.
Als du die Augen wieder öffnest, fällt dein Blick auf den Kalender an der Wand. Plötzlich wird dir klar, warum heute alles anders ist: es ist Ostern!
Hektik verdrängt die vorherige Wärme in dir. Denn Ostern, das heißt für dich, als junge Frau in einer nicht näher zu beschreibenden Stadt irgendwo an der Weser: ab in die Kirche!
Da ist nur eine Unsicherheit: Was ziehst du zum Gottesdienst an?
[[Das Schöne Kleid|SchönesKleid]] oder [[Das Alltagskleid|Alltagskleid]]
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(if: $TotalCtr > 20)[[Das nimmt ja doch kein Ende. Wähle also die letzte Option]][<img src="https://kimrendfeld.files.wordpress.com/2015/06/medieval-flower-detail.jpg" alt="easterpic" width="1000px" height="300px"/> ]
Deine Kleidung ist ein Wertgegenstand.
Sogar Bezahlung findet immer häufiger in Form von Kleidung statt.
Das heißt aber auch: wenn du dein schönes Kleid trägst, verliert es an Wert.
Das wird noch pikanter, wenn du bedenkst, dass deine Kleidung als immobiles Gut immer im Besitz deines Mannes ist – durch das Tragen deines Kleides tust du also nichts anderes, als seinen Besitz zu verprassen!
Dein schönes, modisches Kleid ist finanziell gesehen sowieso ein Desaster: Kleidung mit neuen Moden, wie lange Schlitze, Löcher, oder auch aus verschiedenen Stoffstreifen zusammengenähte Kleidung lässt sich nur schlecht auftrennen und neu zusammennähen.
Das in den Sand gesetzte Haushaltsvermögen in Form dieses Kleides so an Ostern zur Schau zu stellen, ist doch etwas taktlos…
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Hast du noch nicht von den zahlreichen Moralpredigern gehört? Sie ziehen durch das Land um zu predigen – zu ihren Veranstaltungen kommen laut zeitgenössischen Quellen bis zu 100.000 Teilnehmende! Die Predigten sind oft flammende Reden über sündiges Verhalten und anschließend finden Verbrennungen von Luxusartikeln, Spielzeug und Schmuck statt.
Bei solch großen Veranstaltungen muss von einer Billigung der städtischen Obrigkeit ausgegangen werden – die unterstützt das also!
Der Volksprediger Berthold von Regensburg (1210-1272) drohte mit Seelenverderbnis und Höllenfahrt, sollten Frauen zu eitel sein und Luxusgüter wollen. Nur Frauen hätten einen spezifischen Hang zu Luxus und Eitelkeit, laut Berthold von Regensburg sei dieser Hang aber ähnlich sündig wie Brandschatzung, Mord und Raub.
Der Teufel habe eigens für Frauen die Sünden Eitelkeit und Luxusbedürfnis eingeführt, denn die anderen Sünden würden alle primär von Männern begangen werden.
Die Franziskanerin Adelheid aus Linnich sieht in der weiblichen Putzsucht, also dem Bedürfnis, sich herauszuputzen, sogar die Gefahr für den Tod anderer, unschuldiger Frauen.
Willst du solche Sünden wirklich nur für ein schönes Kleid begehen? [<img src="https://kimrendfeld.files.wordpress.com/2015/06/medieval-flower-detail.jpg" alt="easterpic" width="1000px" height="300px"/> ]
Seit Evas Sündenfall sollte doch klar sein: Kleidung ist eine Strafe Gottes. Denn: je reicher sich die Menschen kleiden, desto mehr entfremdet sich der Mensch von Gottes Ebenbild und nähert sich den Tieren an.
Felle zu tragen, wie Tiere es tun, na gut. Aber Seidenkleider tragen und sich zu einem Kriechtier degradieren lassen? Die Kleidung mit Edelstallen und Metallen zu schmücken, um nicht einmal mehr Tier zu sein, sondern Erdbestandteil?
Überhaupt: Was soll denn die modische Schleppe darstellen, wenn nicht einen Tierschwanz?
Es ist doch klar: die modebewusste Frau degradiert sich und die Menschheit und entfremdet sich von Gott. Das sage nicht nur ich: in zahlreichen Predigten hörst du davon!
Das ist der Grund, warum heilige und besonders gläubige Frauen, wie die Frau des Jacopone da Todi, unter ihren prächtigen, den Stand vertretenden Kleidern stets einfache Hemden tragen: Es geht um nichts Geringeres als die Seele vor den teuflischen Gefahren des Luxus zu schützen.
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Bernardino de Siena argumentierte im 15. Jahrhundert, dass weibliche Kleidung einer der Hauptgründe für den Niedergang des Christentums sei.
Denn durch ihre hohen materiellen Ansprüche (vor allem für Kleidung) würden Frauen die Eheschließung herauszögern, um dann – wenn endlich geheiratet wird – zu alt zu sein, um viele Kinder zu bekommen.
Außerdem würden Männer durch die lange Wartezeit bis zur Eheschließung homosexuell und pervers werden.
Bernardino folgert also, dass die Kleidersucht der Frauen maßgeblich für den Bevölkerungsniedergang, für mehr Homosexualität und für das Ende des Christentums verantwortlich sei.
Bernardino schreibt: „Wer kann soviel ausgeben? Und daher mangelt es an Bevölkerung, und die Sodomie nimmt weiter zu.“
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Ein schönes Kleid könnte deine Eintrittskarte in den Himmel sein!
In Hamburg durften Frauen ab 1270 darüber bestimmen, was mit ihrer Kleidung nach ihrem Tod passiert. Voraussetzung war, dass sie kinderlos waren, ab 1301 mussten sie zudem verwitwet sein.
Ihre schönsten Kleiderstücke spendeten die meisten Frauen an Gotteshäuser, um so kurz vor ihrem Tod ihr Seelenheil zu erlangen.
Bewahre dein schönes Kleid lieber für das Paradies auf, anstatt es im Diesseits abzutragen.
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Es gehen gerade massenweise ökonomische Popularschriften herum, alle mit der gleichen Aussage: Zur aktuellen Zeit sind materielle Erfordernisse Grundvoraussetzung für die Eheschließung.
Diese Grundvoraussetzung zu schaffen, wird jedoch immer schwieriger. Das könnte auch an der weiblichen Verschwendsamkeit, Eitelkeit und Kleidersucht liegen.
Eine "sittliche Gefahr" gehe von dem ungezügeltem weiblichen Kleidungskonsum aus, meinen einige.
Auch der Trend, einen Großteil der Mitgift in Form von Kleidung, statt Bargeld auszugeben, sorgt für finanzielle Probleme in jungen Familien.
Dein schönes Kleid reiht sich in diese Trends nur allzu gut ein.
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Die neuen Moden sind doch eine Gefahr für Leib und Seele!
Schau dir die modernen Chopinen an: die Schuhe mit stark erhöhter Sole aus Kork lassen das Laufen so wackelig und schwierig werden, dass die Gefahr umzuknicken, oder gar hinzufallen besteht.
Das an sich wäre ja noch nicht dramatisch, aber was passiert, wenn du schwanger bist? Du könntest dein ungeborenes Kind verletzen!
Mit diesen Reifröcken sicherlich auch – nicht nur verstecken diese Konstruktionen, ob du überhaupt schwanger bist, oder nicht – die starren Metallkonstruktionen gefährden sicherlich deinen Nachwuchs!
Das behaupte nicht nur ich: hör dich doch einmal um, alle sagen das!
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Ist dir nicht klar, dass eine solche Kleiderwahl sogar die Jungfräulichkeit infrage stellen kann?
Der Kirchenvater Ambrosius (340-397) vermutete - sicherlich völlig zu Recht - eine direkte Verbindung zwischen Kleideraufwand und dem Verlust der Jungfräulichkeit.
Innozenz argumentierte in seiner Moralschrift „De miseria conditionis humanae“ (über die Verachtung der Welt oder das Elend des menschlichen Daseins) (1190-1194), dass Luxusbestrebungen und vor allem der weibliche Kleideraufwand als Grund allen menschlichen Übels gesehen werden können.
Innozenz III. erklärt „daß der Mund von einem abscheulichen Gestank erfüllt wird, wenn man das Gesicht mit künstlicher Farbe anmalt“. Schminken ist also auch nicht so gut.
Durch dieses Handeln mache sich die Frau am Verderben des Mannes mitschuldig.
Innozenz III. Schrift gilt als wichtigste und meist zitierteste Moralschrift über das weibliche Kleidungsverhalten.
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So ein schönes Kleid ist aber auch ganz schön sexuell …
Die Gefahr, die davon ausgeht, sollte dir durch die zahlreichen Luxusgesetze und Kleiderregelungen klar werden. Diese Gesetze braucht es, um die bedrohliche weibliche Sexualität zu verhüllen.
Der englische Kritiker Joseph Swetnam schrieb 1615, modische Frauen seien „bemalte Särge mit verrottenden Knochen“.
Generell ähneln modisch gekleidete Frauen immer häufiger Prostituierten, kritisierten einige – und erliessen daraufhin Gesetze, die Prostituierte dazu zwingt die neuen Moden zu tragen. Das sollte die übrigen Frauen davon abhalten selbiges zu tun.
Der Herzog von Florenz beschloss im Jahr 1638 an, dass jegliche bunte Kleidung sexuell erregend sei. Also erließ er, dass Frauen nur in den ersten sechs Ehejahren bunte Kleidung tragen durften, danach musste die Kleidung schwarz sein. Denn nach sechs Jahren sollte die Fortpflanzung zwischen den Eheleuten mal ein Ende nehmen – außerdem komme nach dieser Zeit das gebärfähige Alter der Frau zum erliegen.
Bei all diesen Gesetzen wird eines klar: Schöne Kleidung und weibliche Sexualität gehen Hand in Hand.
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Es gibt ganz schön viele Klischées über junge, frisch verheiratete Frauen und ihre Eitelkeit.
Der antike Tertullian betitelte den Kleideraufwand und die Neigung zur Eitelkeit sogar als weibliche Geschlechtsmerkmale, so häufig sollen sie vorgekommen sein!
Dazu zählte er auch "Verschönerungsmittel", wie die Körper-, Haar- und Hautpflege. Damit galt Tertullian zwar schon damals als frauenfeindlich, seiner Reputation hat es allerding nicht geschadet ...
Auch in der jüngeren Geschichte finden sich Beispiele. Hast du schon einmal von Margerete von Provence gehört? Die Frau von Ludwig IX konnte angeblich erst von ihrem Verlangen, sich selbst und alle um sich prächtiger zu kleiden, abgehalten werden, als ihr König Ludwig ein Deal vorschlug: Er würde sich gemäß ihrem Willen prunkvoller kleiden, sie selbst müsse dafür bescheidener auftreten.
Das schlug Margerete sofort aus – ein weiterer Beweis, dass Frauen nichts schwerer fällt, als sich bescheiden zu kleiden!
Als eine zweite Margerete möchtest du doch wohl kaum gelten?
[<img src="https://kimrendfeld.files.wordpress.com/2015/06/medieval-flower-detail.jpg" alt="easterpic" width="1000px" height="300px"/> ]
Ist dir bekannt, dass viele der modischen Trends ursprünglich Symbole der martialischen ritterlichen Rüstungen sind?
Durch das Tragen von vermeintlich schönen goldenen Schnallen und Schnabelschuhen wirkst du doch viel zu maskulin und hart. Kleidung spielte in den Leben der Frauen eine große Rolle. Die Handhabung ihrer war Teil der Mädchenerziehung, Stoffe drückten den (sozialen) Stand, die Persönlichkeit und die geschlechtliche Identität aus. Kleidung konnte Lohn oder Uniform sein und definierte im letzten Schritt die Weiblichkeit selbst.
Autoren von Moralpredigten und Ratgeberschriften drückten Erwartungshaltungen an Frauen aus, die nicht erfüllbar und in sich widersprüchlich sind. Sie drohten jeweils mit den schlimmsten Konsequenzen, egal ob religiöser, moralischer, sozialer, monetärer oder körperlicher Art.
Bei ihrer Luxuskritik unterschieden die Prediger und Autoren Frauen nicht nach Ständen, sondern behandelten sie als homogene Gruppe, mit nur einer Abstufung: Die Frauen konnten respektabel, oder nicht respektabel sein. Die Trennung verlief scharf, ohne Graustufen und ohne Möglichkeit zur Rückkehr. Kleidung wurde zum Symbol des (nicht-) respektabel-Seins, diente als Garant der gesellschaftlichen Zugehörigkeit.
Kleiderordnungen, die sich explizit an Frauen richteten, verkleinerten sozialdisziplinarisch die Handlungsspielräume von Frauen. Regelungen über Schleier und Hauben erschwerten, oder verhinderten Frauen den Zugang zur (halb-)öffentlichen und öffentlichen Sphäre und machten sie unsichtbar.
Zeitgleich wurde im Spätmittelalter die Reproduktionsarbeit vermehrt als spezifisch weibliche Arbeit definiert. Das „Hausratsbüchlein“ von Hans Folz (1488) und Konrad Dangkrotzheims „Von Allerley Hausrat“ (1531) können hier beispielhaft genannt werden.
„Die Erfindung der Hausfrau“, wie einige Historikerinnen dieses Phänomen bezeichnen, und die Reglementierung von Frauenkleidung (ob als Gesetz erlassen, oder als Praxis gelebt) gehen also miteinander einher.
"Daheim bleiben" kann also als Ausflucht vor dem gesellschaftlichen Druck sowie als wahrgewordenes Ziel von selbigen verstanden werden.
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[[Literaturverzeichnis]][<img src="https://i0.wp.com/circulatingnow.nlm.nih.gov/wp-content/uploads/2015/07/dsc1853_feature.png?fit=840%2C327&ssl=1" alt="easterpic" width="1000px" height="350px"/> ]
Dein schönes Kleid ist ein Wertgegenstand!
Kleider sind teuer, sie sind Teil von Entlohnung, sie werden vererbt und verliehen. Teil deiner (Mädchen-)Erziehung war es doch, zu erlernen, wie du sie pflegst und sorgsam mit Textilien umgehst.
Laut einem Hausratsbüchlein von 1488 sind gute Kleider Teil eines jeden guten städtischen Musterhaushalts.
Jetzt hast du eines und trägst es nicht..
[<img src="https://i0.wp.com/circulatingnow.nlm.nih.gov/wp-content/uploads/2015/07/dsc1853_feature.png?fit=840%2C327&ssl=1" alt="easterpic" width="1000px" height="350px"/> ]
Deine Kleidung spricht doch nicht nur für dich, sondern auch für deinen Ehemann.
Du bist der Garant seiner männlich-bürgerlichen Ehre und die kann durch ein Alltagskleid zum Festtag schnell einmal verletzt werden.
Denn deine Kleidung verrät nicht nur deinen Stand, sondern auch den deines Mannes. Sie ist ein Statuszeichen und der Spiegel der Position deines Mannes in der sozialen Hierarchie der Stadtgesellschaft.
1393 schreibt ein 60 Jahre alter Pariser seiner 15 Jahre alten Frau in dem Lehrbuch "Ménagier de Paris", wie wichtig ihre Kleidung für seine soziale Stellung ist.
Der Mann schrieb: „Sieh darauf, daß Du schicklich gekleidet bist, ohne neue Moden einzuführen und ohne allzuviel oder allzuwenig Aufwand“.
Das ist doch ein klarer Appell – du trägst Verantwortung!
[<img src="https://i0.wp.com/circulatingnow.nlm.nih.gov/wp-content/uploads/2015/07/dsc1853_feature.png?fit=840%2C327&ssl=1" alt="easterpic" width="1000px" height="350px"/> ]
In Hamburg benötigten Frauen für fast alle Geschäfte einen (männlichen) Vormund. Textilien waren hier zum Teil eine Ausnahme: Schleier, Kopftücher und Flachs musste der Mann seiner Ehefrau zahlen. Auch durften Frauen weitestgehend selbst entscheiden, was für Kleidung sie auf welche Weise herstellten und kauften.
Ihre „Handarbeiten“, also auch selbst hergestellte Textilien, durften Frauen ohne Vormund an andere Frauen verkaufen und so frei am spätmittelalterlichen Markt in Hamburg teilnehmen.
Textilien sind damit ein wichtiges Symbol weiblicher Unabhängigkeit, dein Kleid steht somit auch für deine wirtschaftliche Macht als Frau.
[<img src="https://i0.wp.com/circulatingnow.nlm.nih.gov/wp-content/uploads/2015/07/dsc1853_feature.png?fit=840%2C327&ssl=1" alt="easterpic" width="1000px" height="350px"/> ]
In dem Werk „Das Buch von der Stadt der Frauen“ malt sich Christine de Pizan 1405 aus, wie schön eine Stadt sein könnte, in welcher nur Frauen leben.
Eine solche Stadt, so Christine, erlaube es Frauen alle Kleidung zu tragen, die sie tragen möchten. Und das nicht, um ihre Familien zu vertreten, oder um Männer zu verführen, sondern nur, weil es Spaß und Freude macht, schöne Kleidung zu tragen.
In Christine de Pizans Argument, schöne Kleidung zu tragen macht Freude, kannst du sich sicherlich wiederfinden!
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1453 stritt Nicolosa Sanutis gegen eine neu erlassene Kleiderordnung in Bologna.
Ihr Argument war, dass schöne, weibliche Kleider nicht auf das Begräbnis und die Verwesung vorbereiteten und inhärent böse seien, wie es der antike Denker Tertullian und mittelalterliche Moralprediger behaupteten, sondern auf die Hochzeit und die Wiedergeburt.
Schmuck und Kleidung seien – so Sanutis – vielmehr Zeichen weiblicher Tugend.
Tugend, Hochzeit und Wiedergeburt sind doch Assoziationen, die auch du erwecken möchtest?
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Die "Nürnberger Kleiderordnung für Frowen und Junckfrowen" aus dem Jahre 1693 verbietet neben den üblichen Modetrends und Luxusartikeln noch etwas anderes: das Verhüllen.
Das Geschlecht solle anhand von Kleidung erkennbar sein, die Identität einer Person muss also immer sichtbar sein und nicht unter Schleiern und Stoffen versteckt werden.
"Missbrauch von Tüchern und Gewändern" nennt sich das Verhüllen nun, und ganz ehrlich: mit deinem unförmigen Alltagskleid könntest du dich dem schuldig machen!
Eine Nebenwirkung des Versteckens und Verhüllens primärer Geschlechtsmerkmale (dazu zählen auch Körper und Konturen) ist, dass soziale Geschlechtsmerkmale, also Kleidung, stärker in den Vordergrund treten.
So fängt statt eines weiblichen Körpers, einer weiblichen Sozialisation oder Identität, (Frauen-)Kleidung an Weiblichkeit zu definieren.
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Zum Ende des 14. Jahrhunderst verfasste Heinrich Wittenwiler sein Werk „Ring“. Darin streitet eine Gruppe junger Männer und Frauen darüber, ob die Ehe etwas Gutes, oder etwas Schlechtes sei.
Die Frau Töreleia antwortet mit 65 Versen auf die Behauptungen der Männer. Sie erklärt, es stimme nicht, dass Frauen ihren Ehemännern viel kosten und die Männer durch ihre Bedürfnisse in die Armut stoßen. Im Gegensatz: Töreleia erklärt, dass Ehen meist schon mit sehr wenig Besitz funktionieren.
Sogar das oft verpönte Schminken findet sie in Ordnung, denn damit könne sich eine hässliche Frau schöner machen.
Die Gruppe der Frauen stellt sich also – im Gegensatz zu den Männern – hinter das Konzept der Ehe. Sie können schlüssig argumentieren, warum das „sich schön machen“ nicht im Geringsten verwerflich ist!
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Zu einem Anlass wie Ostern ein Alltagskleid tragen, das ist doch nicht richtig!
Gerade jetzt, wo sich neue ökonomische Konzepte, wie das vom Schulmeister Dangkrotzheim durchsetzen, gibt es einen Anspruch auf Wohlstand.
Dangkrotzheim hat ein neues Konzept für den "Hausstand" entwickelt - die neue ökonomische Lehre heißt jetzt: zu kaufen, um zu besitzen!
Dangkrotzheim spricht dem Gleichgewicht zwischen Ein- und Ausgaben sowie dem Ruf nach Mäßigkeit einen nicht mehr so großen Wert zu.
Er argumentiert stattdessen, dass ein Anspruch auf Wohlstand besteht, der mit einem Haus(stand) einhergeht.
Außerdem, so Dangkrotzheim, kann man doch sowieso alles kaufen: "ritterliche Insignien, Pferde, Kleidung, Frauen" - da kommt es auf den einen Kauf mehr oder weniger auch nicht mehr drauf an!
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Während die Kleidung von Männern sie klar gemäß ihres Standes und vor allem ihres Berufs kennzeichnet, tut das Frauenkleidung nur bedingt.
Besonders modische Kleidung dient daher als soziales Kennzeichen für Frauen: denn mit Kleidung ist es Frauen möglich, eine ihnen sonst vorbehaltende sichtbare soziale Identität zu kreieren.
Beweis dafür ist, dass vor allem italienische Frauen empfänglich für die neuen Moden sind, da sie nicht wie deutsche oder flämische Frauen einem Gewerbe nachgehen konnten und auch nicht wie französische oder spanische Frauen in der Feudalordnung politische Macht ausüben durfen. Kleidung ermöglicht ihnen Ausdruck auf eine eigene Art.
Dein Kleid zeigt also nicht nur deine Stellung, sondern auch deine Zugehörigkeit an und gibt dir so eine Ausdrucksmöglichkeit.
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Anfang des 17 Jahrhunderts schrieb Lucrezia Marinella in Venedig ihr Werk „La Nobilità e l’Eccelenza delle Donne“.
Darin behauptet sie, dass Mode den Frauen nicht nur eine Selbstdefinition und einen Ausdruck als Frau ermögliche, sondern zusätzlich noch die Überlegenheit des weiblichen Geschlechts demonstriere.
Denn: Kleidung zeigt weibliche Würde, männliche Kleidung könne das nicht. Auch deshalb – so Marinella – fehle es Männern an der Kraft zu sozialen Veränderungen.
[<img src="https://i0.wp.com/circulatingnow.nlm.nih.gov/wp-content/uploads/2015/07/dsc1853_feature.png?fit=840%2C327&ssl=1" alt="easterpic" width="1000px" height="350px"/> ]
Kleidung bedeutet Anspruch – im positivsten Sinne!
Warum sonst trugen so viele Königinnen stets Kleidung und Stoffe, die mit ihrem Heimatland assoziiert wurden?
Kleider- und Schmuckgeschenke von Ehemännern an ihre Ehefrauen können ebenfalls als Zeichen eines liebevollen Versprechens, für die Ehefrau zu sorgen, gedeutet werden.
Hat dein Ehemann dir nicht sogar das schöne Kleid geschenkt?
(text-size: 3)+(bg:(hsl:21,0.6552,0.7157,0.45))[DIE KRUX DER KLEIDERWAHL]
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(text-colour: black)+(text-size: 2)+(bg:(hsl:21,0.6552,0.7157,0.45))[[jetzt spielen|Start]]
(text-color:black)+(bg:(hsl:21,0.6552,0.7157,0.45))[ein Spiel von
Tomke Schöningh][[Bleib daheim.]]
[<img src="https://www.medievalists.net/wp-content/uploads/2020/06/Christine-de-Pizan-articles.png"width="400px" height="300px"/> ]
* Dallapiazza, Michael: Sprechen über die Frau. Haushaltsdiskurse bei Wittenwiler und anderen, in: Ehlert, Trude: Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit, Sigmaringen 1992.
* Hanawalt, Barabara A.: At the Margin of Women’s Space in Medieval Europe, in: Edwards, Robert R; Ziegler, Vickie: Matrons and Marginal Women in Medieval Society, Woodbridge 1995, S. 1-15.
* Partner, Nancy F.: No Sex, No Gender, in: Studying Medieval Women. Sex, Gender, Feminism, Cambridge 1993, S. 117 – 141.
* Reimöller, Helga: Hausfrauenbilder im Spätmittelalter. Lebensmuster zwischen Noppenglas und Bratenschüssel, in: Lundt, Bea: Vergessene Frauen an der Ruhr. Von Herrscherinnen und Hörigen, Hausfrauen und Hexen 800 – 1800, Köln/Weimar/Wien 1992, S. 101 – 129.
* Reimöller, Helma: Ökonomik, Kleidung und Geschlecht. Ein stadtbürgerlicher Beitrag zum Haushaltsdiskurs im Spätmittelalter, in: Lundt, Bea; Kuhn, Annette: Lustgarten und Dämonenpein. Konzepte von Weiblichkeit in Mittelalter und früher Neuzeit, Dortmund 1997.
* Rogge, Roswitha: Ehefrauen und ihre „zeitlichen“ Güter zwischen Selbst- und Fremdbestimmung im spätmittelalterlichen Hamburg, in: Lundt, Bea; Kuhn, Annette: Lustgarten und Dämonenpein. Konzepte von Weiblichkeit in Mittelalter und früher Neuzeit, Dortmund 1997, S. 30-50.